Der Ortsteil Eiche – ein Ortsteil der Landeshauptstadt

Eiche – Kurzhistorie

Eiche wird erstmals 1193 urkundlich erwähnt. 1323 findet sich eine Eintragung als Adelsgehöft „Curia Eke“. Eiche ist lange Zeit ein unbedeutendes Straßendorf, um 1650 hat es gerade einmal 100 Einwohner, um 1900 etwa 550. Zwischen späterem Kasernenstandort, Kleinem Herzberg und Park Sanssouci werden im 18. Jahrhundert Militärmanöver abgehalten und Truppenaufmärsche geprobt. 1881 beginnt der Ausbau des Ortes als Militärstandort. Kasernen wurden gebaut; Polizeischule, Wehrmacht, das Reichsluftfahrtministerium, Spionageabwehr, später die Volkspolizei waren hier untergebracht. Heute haben hier das Polizeipräsidium des Landes und die Bundeswehr ihren Sitz.

Lage und Umgebung

Der Ortsteil ist westlich des Parks Sanssouci gelegen, in unmittelbarer Nachbarschaft zum UNESCO-Welterbe. Die Lindenallee direkt hinter dem Neuen Palais bietet einen wunderbaren Blick auf den Ortsteil mit Kirche. Seine ruhige Lage und das Schloss Lindstedt mit der legendären Teufelsbrücke am nördlichen Rand des Ortes mit vielfältigen Ein- und Ausblicken in die ländliche Umgebung machen den Ort beliebt. Die Buchenwälder nördlich von Eiche gehören zum Landschaftsschutzgebiet „Katharinenholz“ mit Großem und Kleinem Herzberg. In unmittelbarer Nähe liegt das Flächennaturdenkmal „Die Düsteren Teiche“.

Sehenswürdigkeit – die Kirche von Eiche

Eiches bemerkenswerteste historische bauliche Sehenswürdigkeit besitzt die evangelische Kirchengemeinde. Friedrich II. lässt 1771 eine Kirche in Eiche bauen. Architekt ist Georg Christian Unger. Die Kirche ist ein Rundbau nach dem Vorbild des Pantheons in Rom als Ausdruck der Toleranzvorstellungen des Königs. Der 30 Meter hohe Turm steht in Sichtachse zum Neuen Palais. Die Kirche wird im 19. Jahrhundert erweitert. Im Inneren wird der Altar mit einem Aufsatz und einem Abendmahlsgemälde nach Leonardo da Vinci ausgestattet, eine wertvolle Arbeit des Kölners Egidius Mengelberg (1779-1859). 1882 wird die Sauer-Orgel fertig gestellt. Zu Ehren der Kronprinzessin Viktoria, Tochter der Queen Viktoria, sind die Prospektpfeifen mit Ornamenten in englischen Nationalfarben versehen. Der Taufstein wird 1960 von dem Bornstedter Steinmetz Max Hamann geschaffen. 2000 wird der im Krieg zerstörte Kirchturm rekonstruiert. In der Kirche finden regelmäßig Gottesdienste, Konzerte und andere Veranstaltungen statt.

Eiche als selbständiger Ort und Stadtteil von Potsdam

Die Gemeinde Eiche wurde 1993 das zweite Mal zur Stadt Potsdam eingemeindet. 1935 fand eine erste Eingemeindung zur Residenzstadt Potsdam statt. Mit der Gründung der DDR wurde Eiche zunächst wieder selbständige Gemeinde.

Einige Daten zu Eiche

Mit Stand vom 31.12.2018 hat der Ortsteil Eiche 5 308 Einwohner. Von den über 3000 Haushalten sind mehr als 40% Einpersonenhaushalte. Diese Struktur ergibt sich wesentlich aus den in der Nachbarschaft anliegenden Fakultäten der Universität Potsdam „Am Neuen Palais“ und in Golm, sowie durch die umfangreich angesiedelten internationalen Wissenschaftsinstitute im Ortsteil Golm. Das begründet auch die durchschnittlich junge Altersstruktur von knapp über 39 Lebensjahren sowie einen großen Anteil an weltweit-ausländischen Mitbürgern. Diese studieren und arbeiten in den vorab benannten Einrichtungen.

Entwicklung und Probleme

Das ehemalige Straßendorf Eiche hat nach der Wende, ab Mitte der 90er Jahre einen für seine Verhältnisse großen Bau-Boom und damit überproportionalen Einwohnerzuzug erlebt. Dieser vollzog sich nicht immer ganz selbstverständlich. Auch heute ist die Planung und Ausweitung der Landeshauptstadt Potsdam für die Bürger der Ortsteile Eiche, Golm und Grube wenig transparent und weist kein einheitlich geschlossenes Konzept von Wohnen, Studieren und Arbeiten, von Freizeit, Umwelt und Natur auf. Es sind bisher sich fortsetzende „Einzelstückwerke“ die häufig kurzfristig aus der Not entstehen.

Infrastrukturell hat der Ortsteil eine solide Grundlage. Einzelhandel im Ortsteil, sowie in den Nachbarortsteilen Bornstedt und Golm sind vorhanden. Eiche weist in seiner Grundstruktur Poststelle, Friseure, Metzgerei, Bäckereien, Zeitungsläden und anderen Dienstleister auf. Der Weg in die Landeshauptstadt Potsdam ist mit allen möglichen Verkehrsmitteln in maximal 30 Minuten zu bewältigen.

Ein Dauerthema: der Verkehr

Die Anbindungen an den ÖPNV sowie an den schienengebundenen Nahverkehr zur Landeshauptstadt Potsdam und zur Bundeshauptstadt Berlin sind vorhanden. Sie bedürfen aber einer notwendigen Optimierung. Der Weg zu weiterführenden Schulen in das Stadtgebiet, zur Arbeitsstätten nach Berlin oder in das Umfeld von Potsdam ist zu Hauptverkehrszeiten eine wenig abgestimmte logistische Leistung.

Der zunehmende motorisierte und nichtmotorisierte Individualverkehr entwickelt sich zum Problem des Ortsteiles. Eine Durchgangsstraße mit neuralgischen Schnittpunkten an der Grundschule, an den Kitas und Horten kann nicht weiter sich dem entwickelnden Zufall überlassen bleiben.

Im Grundsatz sind die Eichener mit Ihrem Ortsteil zufrieden und fühlen sich als
Potsdamer Bürger in die Landeshauptstadt eingebunden. Es besteht jedoch die Sorge einer zu starken Konzentration auf die Entwicklung der Stadtzentrums, der Innenstadt bei einer Vernachlässigung und wenig Beachtung für die angrenzenden Ortsteile hinter dem Park Sanssouci.

(Ein Beitrag vom Ortsvorsteher Friedrich W. Winskowski)